Eigentlich dürfte es MAYER Kanalmanagement gar nicht geben – die Idee war unmöglich: Klaus-Peter Mayer wollte sich selbstständig machen. Anfang der 1980-er Jahre. In der DDR. Das hieß: Er wollte sozusagen „Kapitalist“, also „Klassenfeind“ werden. Das wollte man verhindern. Andererseits wurden seine Fähigkeiten dringend gebraucht. Also ging der gelernte Meister für Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateur der Kreisverwaltung so lange auf den Wecker, bis er 1985 endlich eine Gewerbegenehmigung bekam.
Die Anfänge: Unmögliches möglich machen
Der damals 31-Jährige Mayer startete mit seiner „Mayer Mechanische Rohrreinigung Woltersdorf“ durch: In einem Keller schlug er eine erste Werkstatt auf. Seine „Produktionsmittel“: ein Anhänger für den alten Trabant und einfachstes Werkzeug. Das hatte „KPM“ irgendwie beschafft, eingetauscht, selbst gebaut. Mit zwei Mitarbeitern klapperte er volkseigene Betriebe ab und bot ihnen an, die Regen- und Schmutzwasserkanäle zu reinigen. Das lief gut. Sehr gut. Fast zu gut. Ob der Jungunternehmer sein Geschäft hätte weiterführen dürfen ohne den 9. November 1989?
Die Wende: Weitermachen, neu lernen, größer werden
Die politische Wende änderte auch für Klaus-Peter Mayer alles: Arbeitete er zuvor mit Spirale und Fräsköpfen, lernte er nun mit Spüler und Saugwagen, TV-Kamera und Roboter umzugehen. Letztere hatte es in der DDR gar nicht gegeben – erstere nur für die Armee. Mayer war begeistert von der Technik nebst Arbeitserleichterung und Zeitersparnis. Er investierte noch 1989 (!) in ein erstes, gebrauchtes Saugfahrzeug und baute sein Angebot aus. Nun leerte er auch Fäkaliengruben, denn das Abwassernetz der Ex-DDR wurde komplett saniert und die kleinen Gemeinden erst nach und nach daran angeschlossen. Das Unternehmen wuchs: 1994 zog Mayer auf das heutige Firmengelände in Rüdersdorf, 1998 hatte die „Mayer Kanal- und Rohrreinigung GmbH“ bereits sechs Mitarbeiter – und der Boss begann vorausschauend mit der Suche nach einem Nachfolger. Ich arbeitete damals für einen norddeutschen Wettbewerber in Berlin und Brandenburg und hatte das Riesenglück, Klaus-Peter Mayer über einen Geschäftspartner kennenzulernen. Der fand mich zuerst wohl etwas übermotiviert und überdreht, ließ mich aber machen. Im Mai 2002 konnte ich – auf Kredit – fünf Prozent seiner Firma kaufen und wurde Geschäftsführer.
Heute: Weiterentwickeln, neue Geschäftsbereiche erobern
Gemeinsam haben wir das Unternehmen weiter ausgebaut: Aus der Rohr- und Kanalreinigung wurde ein Full-Service-Dienstleister für Betreiber von Abwassersystemen, also von Bau- und Industrieunternehmen sowie öffentlichen Versorgern. Auch heute reinigen wir noch Kanalnetze. Darüber hinaus prüfen wir Leitungen auf Dichtheit und Verschleiß, reparieren schadhafte Rohre und Kanäle und übernehmen die Kataster, die Datenpflege für Abwassersysteme. Wir arbeiten mit 30 hochmodernen Hochdruckspül- und Saugwagen, Kamerafahrzeugen und setzen Hightech-Roboter ein, die für uns Rohre und Kanäle inspizieren. Ständig investieren wir in neueste, noch bessere Technik, die teilweise einzigartig in Europa ist – wie etwa die XXL-Absperrblase mit einem Durchmesser von 3200 Millimetern.
Peu à peu konnte ich weitere Anteile kaufen. Seit 2014 bin ich alleiniger Besitzer – und es ist trotzdem toll, dass KPM immer noch ein Büro im Haus hat. 2010 haben wir unser heutiges Logo gestalten lassen; seit dem 4. Januar 2017 heißt unser Unternehmen MAYER Kanalmanagement GmbH. Der Name ist Programm: MAYER Kanalmanagement betreut abwassertechnische Anlagen: Vom Abfluss bis zum Klärwerk. Über den gesamten Lebenszyklus. Gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen.
Knapp 100 Mitarbeiter aus Ost und West und anderen Ländern arbeiten heute in unserer Zentrale in Rüdersdorf und in Schwarzenbek bei Hamburg – einige schon in der dritten Generation! Sie sind mit ihren Fähigkeiten und ihrer Begeisterung der eigentliche Schatz unseres Unternehmens. Viele von ihnen haben wir selbst ausgebildet. Philipp Palaske, 2007 unser allererster Azubi, ist heute technischer Geschäftsführer an meiner Seite. Dabei sind wir ein echtes Familienunternehmen geworden: Mein Bruder Marcus leitet die Betriebsstätte in Schwarzenbek und die nächste Generation spielt schon auf dem Hof.
Die Zukunft: Ein Auftrag mit Verantwortung
Vor dem Mut und der Leistung von Klaus-Peter Mayer unter schwierigsten Umständen habe ich unendlichen Respekt. Er, der Gründer, hat mir sein Lebenswerk verkauft. Ich tue alles dafür, dass es auch meines wird. Für unserer Kunden und Mitarbeiter. Wir sind auf einem guten Weg. Und „Macht im Schacht“ heißt für uns vor allem: Verantwortung.
Ihr Carsten Christ